Besuch im Niedersächsischen Landtag

Die klassizistische Architektur des Gebäudes war das erste, was die 9. Klässler der Johann-Heinrich-Voß-Schule beeidruckte: Hochragende weiße Säulen und ein riesiges Tympanon. Nach einer langen Fahrt waren sie endlich im Niedersächsichen Landtag angekommen, an dem Ort, wo die Gesetze für ihr Bundesland verabschiedet werden. Nach einigen Begrüßungsworten durch den Besucherservice zeigten drei Mitarbeiter des Landtages die verschiedenen Arbeitsbereiche der Parlamentarier: das Büro der Landtagspräsidentin Hanna Naber, einen großen Fraktionsraum mit vorwärtslaufender Schuldenuhr, die Landtagsbibliothek, den Besucher- und Pressebereich über dem Plenarsaal und einen kleinen Sitzungssaal.

Im Sitzungsaal warteten bereits Claus Seebeck (CDU) und Eva Viehoff (Die Grünen), die sich gerne bereit erklärt hatten, eine 60-minütige Diskussionsrunde mit den jungen Menschen zu veranstalten. Neben einigen Fragen, wie im ländlichen Bereich mehr für die Handwerksbetriebe, die Gastronomie und die Landwirtschaft getan werden kann, stellten viele Jugendliche interessierte Fragen zu bundesdeutschen Themen. Wie stehen beide Politiker zum Ukrainekrieg? Sind mehr Waffenlieferungen oder die Lieferung von Taurus-Marschkörpern richtig? Sollte dafür ein Sondervermögen aufgenommen werden oder die Schuldenbremse gelockert werden? Wie ist es möglich, den Strompreis oder die Teuerungsrate von Lebensmitteln zu senken? All diese Fragen beantworteten beide Politiker oft im Konsens. Das hinterließ Eindruck bei den 9. Klässlern.

Nach der Diskussionsrunde wartete ein exklusiver Programmpunkt auf die Heranwachsenden. Nicht vielen wird es ermöglicht, den Plenarsaal des Landtages zu betreten. Für die Realschüler aus Otterndorf machte Claus Seebeck eine Ausnahme. Er öffnete die Türen zum großen Sitzungssaal und ließ die 71 Jugendlichen eintreten. Sichtlich beeindruckt durften diese sogar auf den Sitzen der Landtagsabgeordneten und der Minister Platz nehmen. Dann stellte Claus Seebeck den Jugendlichen eine interessante Frage: Wie müssen TikTok- oder Instagram-Videos aufgebaut sein, damit sie von vielen jungen Menschen geschaut werden? Luca aus der 9c gab zwei Tipps. Die ersten 3-5 Sekunden seien entscheidend. Eine prägnante Message und gute Bilder unterlegt mit einem authentischen Sound müssen überzeugen. Außerdem spiele die Länge der Videos eine Rolle. Nicht länger als eine Minute sollten die Videos sein. 

Immer wieder traten interessierte Jugendliche an den Landtagsabgeordneten heran und stellten Fragen aus dem alltäglichen Leben, die Seebeck unkompliziert und schülernahe beantwortete. Er selber habe drei Kinder, ein kleines 9-jähriges Mädchen, deswegen sei er sehr nahe an den Heranwachsenden dran. Zu guter Letzt wählten die 9. Klässler einen der drei Ausgänge aus dem Plenarsaal. Ausgang „Ja“, „Enthaltung“ oder „Nein“. Durch diese Türen müssen die Parlamentarier beim sogenannten „Hammelsprung“ eintreten, um „körperlich“ abzustimmen. Dieses Prozedere wird allerdings sehr selten druchgeführt. Üblich ist die Abstimmung per Handzeichen, so Seebeck.

Der Tag hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Jugendlichen. Politik zum Erleben und Anfassen ist das, was Heranwachsende brauchen, damit das politische Interesse nächster Generationen erhalten und gesteigert wird. Aufgrund der nachhallenden positiven Eindrücke bleibt der Besuch des Niedersächsischen Landtages auch für alle künftigen 9. Klassen einer von vielen Bausteinen zur Demokratieerziehung an der Johann-Heinrich-Voß-Schule in Otterndorf.